Künzelsau. Auf vielen Höhen Hohenlohes weht ein stetiges Lüftchen. Wären da nicht Kleinwindkraftanlagen zur Energiegewinnung ideal? Dass diese Überlegung die Hohenloherinnen und Hohenloher umtreibt, zeigte die Veranstaltung „Vom Winde gedreht – Kleinwindkraftanlagen für Gewerbe und Privatpersonen“ von KEFF+ und dem Klima-Zentrum. War der Vortragsabend zunächst in den Räumlichkeiten von Ziehl-Abegg geplant, musste schnell auf den Großen Saal der Reinhold-Würth-Hochschule ausgewichen werden: Statt der erwarteten 50 bis 100 Interessierten hatten sich weit über 300 Gäste angemeldet.
„Die Energiewende – das ist klar – wird kommen, sie muss kommen,“ stimmte Joachim Dietle, Produktmanager bei Ziehl-Abegg, das Publikum auf die bevorstehenden Veränderungen ein. Denn: „Der Energiemarkt der Zukunft ist elektrisch.“ Regenerative Energien müssten noch viel mehr genutzt werden, doch damit allein sei es nicht getan. Die energieführenden Netze müssen zunächst ausgebaut werden, bevor der Wandel zur klimaneutralen Energiegewinnung im notwendigen Maße umgesetzt werden kann, berichtete der Experte des Ventilatoren-Herstellers.
Michael Maucher von der Energieagentur Ravensburg erläuterte die Bedeutung von Hindernissen auf den Wirkungsgrad von Windrädern. Gerade im süddeutschen Raum gebe es kaum Orte, die für Anlagen mit niedriger Höhe geeignet seien. Anschließend ging er auf die Vor- und Nachteile der verschiedenen Bauarten von Kleinwindkraftanlagen ein. Hierbei schneiden horizontal ausgerichtete Anlagen mit drei Flügelblättern in Sachen Leistung mit Abstand am besten ab.
Windenergieexperte Thomas Kopp vom Beratungsunternehmen Environment Tec erläuterte die Grundlagen der Windkraft und den Unterschied von linearen und turbulenten Strömungen auf den Energieertrag von Windrädern. Hindernisse in der Topografie wie Berge, Wälder und Häuser stören die lineare Strömung des Windes und setzen damit den Wirkungsgrad von Windrädern mit niedriger Höhe bis zur Unwirtschaftlichkeit herunter.
Seriöse Vertriebsfirmen seien unter anderem daran zu erkennen, dass sie vor dem Verkauf einer Anlage eine ausreichende Windmessung vornehmen. Sein Tipp ans Publikum: „Seien Sie vorsichtig, informieren Sie sich gut und machen Sie eine Windmessung!“ Hierfür gebe es verschiedene Varianten. Zunächst müsse der Standort nach Westen ausgerichtet sein und einen möglichst freien Blick auf den Sonnenuntergang bieten. Die Windmessung sollte zudem über ein ganzes Jahr auf genauer Höhe und am genauen Standort der geplanten Kleinwindkraftanlage stattfinden. Zwischen 150 Euro für eine einfache Wetterstation bis zu 4.000 Euro für ein professionelles Messgerät veranschlagt Thomas Kopp an Kosten für diese Messung.
Auch das Thema Kosten nahm er genau unter die Lupe: „Die Betriebskosten für eine Kleinwindkraftanlage sind einfach höher, als bei einer PV-Anlage.“ Außerdem gilt: „Je kleiner die Anlage ist, desto höher sind die Kosten“, so der Experte. Kleinstanlagen hätten Gestehungskosten zwischen 50 Cent und 2 Euro pro Kilowattstunde. Erst ab einer Anlagengröße von 5 bis 10 Kilowattstunden sei die Wirtschaftlichkeit einer Anlage zu erreichen.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Bau von Windkraftanlagen und deren Betrieb in der Praxis erläuterten Christian Hadasch und Jens Kirchner von Solutions 4 Energy. Die in Rostock ansässige Firma plant und vertreibt Kleinwindkraftanlagen auch für Privatkunden. Mit Blick auf die Landesbauordnung erklärte Hadasch: „Großes Lob an Baden-Württemberg.“ Denn im Vergleich zu vielen anderen Bundesländern ist hier der Bau von Kleinwindkraftanlagen nicht nur bis zu einer Gesamthöhe, sondern sogar bis zur Nabenhöhe, also dem Mittelpunkt zwischen den Rotorblättern, von 10 Metern genehmigungsfrei.
Das Fazit der Referenten, die sich im Anschluss gemeinsam den Fragen des Publikums stellten, lautete: Die Investition in eine Kleinwindkraftanlage und deren Standort wollen gut durchdacht sein, damit am Ende nicht nur das Klima, sondern auch der eigene Geldbeutel profitiert.